Die Kunst des Räucherns Teil I
Viel wurde in den letzten Jahren über das Verbrennen duftvollen
Räucherwerks geschrieben. Seminare werden angeboten und Esoterik-
und Drogeriegeschäfte verkaufen Räuchermischungen und
Räucherstäbchen in Hülle und Fülle.
Sogar in Ketten wie Libro oder Aktuelle und Preiswert finden wir
Räucherkohle, Räucherstäbchen und Weihrauchmischungen.
Was vor 10 Jahren nur in Kirchen, in den Rauhnächten oder
auf Hippiefesten schwelte, zieht heute wieder in vermehrten Maße
im alltäglichen Leben ein - das Räuchern.
Die Geschichte des Räucherns
Wann genau die Menschen die Kraft und Wirksamkeit des Räucherns
entdeckten, ist unklar. Vielleicht hat jemand mal einen Zweig
ins Feuer geworfen und den duftenden Rauch wahrgenommen? Oder
wurden die Feuer in den Höhlen der Steinzeit bereits mit
unterschiedlichen Hölzern entfacht, die den Geruch und den
Rauch des Feuers veränderten?
Was wir mit Sicherheit sagen können ist, dass das Räuchern
in ausgesprochen vielen Kulturen rund um den Erdball verbreitet
war, ja ein transkulturelles Phänomen ist. Viele der heute
bekannten Räucherstoffe hatten ihre Verwendung bereits in
alter Zeit. Diese Stoffe hatten ihre Entsprechungen in Götterfiguren
und Mythologien.
So beschreibt Christian Rätsch, ein bekannter Ethnobotaniker
und Autor des Buches "Räucherstoffe - der Atem des Drachens"
(vgl. Dazu die kommentierte Bibliographie), die Entdeckung dieser
Zusammenhänge aus seiner persönlichen Sicht:
"Jetzt sah ich plötzlich, wie es zu den mythologischen
Verbindungen zwischen den Räucherstoffen und den Göttern
und Göttinnen gekommen war. Während die Menschen ums
Feuer saßen und Geschichten von Gottheiten und mythologischen
Begebenheiten erzählten, nahmen sie bestimme Gerüche
wahr. In ihrer Erinnerung hefteten sich diese Gerüche an
die Götterfiguren und Geschichten. Daraus entwickelte sich
dann im Laufe der Zeit eine Tradition." (Rätsch, S.
10)
Den verschiedenen Düften wurde im Laufe der Zeit eine Vielfalt
an heilenden und harmonisierenden Qualitäten zugeschrieben.
Aus archäologischen Quellen ist der Gebrauch von Räucherwerk
für viele Kulturen gesichert. In Gefäßen fanden
sich Reste von verbrannten Kräutern, in Ägypten finden
sich Abbildungen von Räuchergefäßen, beziehungsweise
von Gefäßen, aus denen Rauch aufstieg.
Wie wichtig Räucherstoffe in der antiken Welt bereits waren,
beweist auch die Existenz ganzer Handelswege, wie die der Weihrauchstraße!
Warum Räucherrituale?
Der Gebrauch von Räucherwerk deckt religiöse, magische
und medizinische Zwecke ab. Christian Rätsch hat die Verwendung
von Räucherwerk für die verschiedenen Motive detailliert
aufgeschlüsselt (Rätsch, S. 12):
Die in eckigen Klammern gesetzten Kommentare stammen aus eigener
Feder.
· um den Göttern und Göttinnen zu opfern
· um den Kontakt zu Gottheiten, Dämonen und Geistwesen
herzustellen
· um den Kontakt zu den Ahnen zu knüpfen
· zum Geleit der Toten in die jenseitige Welt
· um negative Geistwesen zu vertreiben oder fernzuhalten
· um die Meditation zu unterstützen
· um Gebete zu intensivieren
· um Liebe und Liebesbereitschaft zu intensivieren
· zur Steigerung der eigenen Attraktivität
· um Gäste zu ehren
· zur Ausführung magischer Rituale
· um die hygienischen Verhältnisse zu verbessern
· Räume zu desinfizieren [Beifuss wurde im 1.Weltkrieg
noch in Lazaretten verräuchert]
· Krankheiten zu heilen oder deren Ursache zu vertreiben
· um gezielte spirituelle Erfahrungen zu machen
· um bewusstseinserweiternd zu wirken
· um stimmungsverändernd zu wirken
· um bestimmte medizinische oder therapeutische Wirkungen
zu erzielen
· zur Desinfektion oder als Insektizid
· zur Konservierung von Nahrungsmitteln [geharzte Weine]
· zum Parfümieren von Kleidung und Haar [lat.: per
fumen: durch Rauch]
· zur Freude und zur Unterhaltung
Die Vielfalt der Räucherstoffe
Noch vielfältiger als ihre Verwendung sind die Räucherstoffe
selbst. Die Grundlage der Räucherstoffe bilden Harze, getrocknete
Wurzeln, trockene Hölzer, Blätter, Nadeln, Blüten
und Samen. Eine kleine Auswahl daraus wird in einer Fortsetzung
dieses Artikels erscheinen.
Es gibt eine derartige Vielfalt an Räucherstoffen und immer
noch rechnet man mit vielen unbekannten, noch nicht erforschten
Substanzen. Andererseits sind viele, in der Antike verwendeten
Stoffe heute kaum mehr identifizierbar.
Früher und heute...
Das Räuchern hat, wie bereits Eingangs erwähnt, wieder
an Popularität gewonnen. Wenn früher der Rauch eine
sakrale Botschaft an den Himmel, an die Götter war, was schicken
wir heute zum Himmel? Wir sind umgeben von Gestank, beziehungsweise
von künstlichen Aromastoffen. Gerüche von Autos, Industrie,
Haarspray und Putzmitteln stimmen weder Götter- noch Menschennase
glücklich.
Mit dem in Mode kommen der mittlerweile schon altbewährten
und beinahe in jedem Haushalt zu findenden Duftlampe kam auch
die Rückbesinnung auf unseren Geruchssinn. Das Räuchern
ist die archaische Form davon, die Wurzel der Aromatherapie. Für
mich persönlich hat das Räuchern, egal was verbrannt
wird, etwas Erdiges an sich. Die Kraft der Pflanze entfaltet sich,
ihr Geist, ihre Weisheit offenbart sich im Raum. Sich Zeit für
diese Wahrnehmung zu nehmen, Zeit für sich und die Verbindung
mit der Natur. Räuchern braucht Zeit und Raum.
Ein Räucherstäbchen ist schnell entzündet, eine
Duftlampe braucht auch nicht mehr als drei Handgriffe und eine
Minute Zeit. Das soll die Wirksamkeit dieser Instrumente nicht
in Abrede stellen, es ist eine andere Methode und nicht immer
kann ein Räucherritual durchgeführt werden. So kann
eine Duftlampe im Büro sicher bessere Dienste leisten und
für Autos eigenen sich Räucherstäbchen ganz vorzüglich.
Wichtig ist, bei der Auswahl der Räucherstäbchen und
Duftöle immer auf Naturreinheit und Unparfümiertheit
zu achten! Anderenfalls können die Substanzen Beschwerden,
in erster Linie Kopfweh und Übelkeit verursachen!
Entzünde die Kohle... das Räucherritual
Im besten Fall bereiten wir unsere Räuchermischungen selber
zu. Es gibt Anbieter für fertige Räuchermischungen,
dennoch empfehle ich jedem, der sich intensiver mit dem Räuchern
beschäftigen will, die Zubereitung seiner eigenen Mischungen.
Obwohl ich als Mitbegründerin des Räucherwarenversands
"Breeze of Larimara" (gemeinsam mit Lady Purple) viel
mit Mischungen zu tun habe, besitze ich doch bei mir zu Hause
keine einzige fertige Mischung. Denn ich liebe es, passend zur
jeweiligen Stimmungen und zum speziellen Verwendungszweck die
Zutaten auszuwählen. Es beruhigt mich, die Substanzen zu
suchen, die Mengenverhältnisse festzulegen, alles zu zerkleinern
und abschließend die Mischung im Mörser das erste Mal
zu riechen. Wie sehr dies manchmal täuschen kann, beweist
die Erfahrung. Viele Mischungen haben im "rohen" Zustand
nämlich nicht den gleichen Geruch wie auf der Kohle.
Wir entzünden die Kohle oder Kerze und warten gegebenenfalls
bis die Kohle gut durchgeglüht ist.
Wir legen die Mischung auf, sehen den Rauch wie eine Säule
nach oben steigen... und langsam lösen sich Raum und Zeit
auf.
"Stinkender" Rauch und Engelsduft
Und wir... eingehüllt in wunderbaren Geruch oder in Gestank?
Es gibt Räucherstoffe, die nicht unbedingt einen Wohlgeruch
verströmen. Damit sind sie in keiner Weise "schlecht"
oder ausschließlich zum Vertreiben von etwas Schlechtem
gedacht. Jede Ingredienz hat ihren eigenen Charakter, im nicht
wertenden Sinne. Und genauso wie jemand Spinat mag oder nicht,
Fisch liebt oder nicht - genauso haben wir Vorlieben für
bestimmte Gerüche.
So wie die meisten Menschen den Geschmack von Schokolade mögen,
ist beispielsweise Sandelholz ein vielgeliebter Räucherstoff.
Das heisst aber bei weitem nicht, dass Sandelholz "gut"
oder "besser" ist als manch anderer Stoff sein würde.
Wie bereits erwähnt, wird Räuchern auch zu medizinischen
Zwecken verwendet, und dass Medizin nicht unbedingt "gut"
schmecken muss, ist allgemein bekannt.
Im zweiten Teil über das Räuchern werde ich eine einfach
Räucherzeremonie beschreiben und Tips zum Kreieren von Mischungen
(auf Basis der ebenfalls im zweiten Teil beschriebenen Zutaten)
geben.
Räuchern ist für mich Vermischen - Vermengen von aus
der Natur gewonnenen Stoffen - ein magischer Prozess für
mich. Genauso wie das Kochen, und letztendlich ist es auch dasselbe!
Ein Geschenk an die Götter, an mich selbst und all jene,
mit denen ich diese Augenblicke teile.
Jedes Mal, wenn ich vor meinem Räuchergefäß sitze
und in den Rauch blicke, sehe, in welchen Formen er gen Himmel,
den Göttern zustrebt und genau dann spüre ich die Grenzenlosigkeit,
spüre die Auflösung von Zeit und Raum....
Benzoe
Das dunkle Harz stammt aus Sumatra, Thailand und Siam.
Beim Räuchern entfaltet es seinen süß-balsamischen
Duft nach Vanille, da es dieselben Inhaltsstoffe wie Vanille enthält.
Benzoe aus Siam duftet in der Regel süßlicher als das
etwas herbere Harz aus Sumatra und ist von goldener Farbe, während
Sumatra-Benzoe braun-grau ist. Benzoe sollte nicht alleine verräuchert
werden, da es einen beißenden Rauch entwickeln kann.Ich
verwende Benzoe in Mischungen zur Entspannung, aber auch um Phantasie
und Inspiration anzuregen. Benzoe ist einer meiner Lieblingsseelentröster!
Der süße Duft des Harzes lässt wieder an die Süße
des Lebens erinnern! Mischt sich gut mit Sandelholz, Rosenblüten,
Zedernholz.
Holunder
Zum Räuchern werden die getrockneten Blüten des in Mitteleuropa
weit verbreiteten Holunderstrauches verwendet.
Holunderblüten sollten, wie die meisten Kräuter nur
in Verbindung mit Harzen geräuchert werden, vorallem in geschlossenen
Räumen kann die starke Rauchentwicklung als störend
empfunden werden. Holunder regt die Traumtätigkeit an, lässt
dabei aber nie den Kontakt zur Erde verlieren. Ich verwende Holunder
besonders gerne in Verbindung mit Salbei, Nelkenwurzel, Lavendel
und allen europäischen Nadelbaumharzen.
Lavendel
Die hübschen blauen Lavendelblüten, entweder aus dem
eigenen Garten oder etwas nobles aus der Provence, sind der Farbtupfer
in vielen meiner Räuchermischungen.
Über den dekorativen Effekt hinaus hat der Lavendel einen
belebenden, klärenden und reinigend Effekt. Wer den Duft
ein wenig verstärken möchte, kann der Mischung auch
noch naturreines Lavendelöl beifügen, da die Blüten
oft nicht sehr stark riechen... Ich persönlich mische Lavendel
sehr gerne mit Sandelholz, Benzoe, Rosenblüten oder Salbei.
Mastix
Die transparenten Harztränen des Mastixbaumes stammen vorwiegend
von den griechischen Inseln.
Dem Mastix ist ein sehr feiner Duft zu eigen. Verräuchert
man Mastixharz alleine (das lohnt sich!!!), bemerkt man eine zarte
Nebelschicht in der oberen Hälfte des Raumes, die die Atmosphäre
des Raumes klärt, lichtet und ausgleicht. Mastix mische ich
selten mit anderen Stoffen, da ich seinen feinen balsamischen
Duft sehr schätze.Vorsicht beim Kauf von Mastix: Das Harz
muss auf jeden Fall transparent sein. Oft wird Weihrauch zu einem
teuren Preis als Mastix verkauft!
Myrrhe
Das Myrrheharz verströmt beim Verräuchern einen schweren,
anregenden und sinnlichen Duft. Aufgrund dessen wird es auch häufig
für erotische, würzige und anregende Mischungen verwendet.
Sofern man davon sprechen kann, ein ausgesprochen weiblicher Räucherstoff.
Nelke
Neben ihrer bekannten Wirkung als Insektenvertreibungsmittel wird
die Nelke auch als anregender und aphrodisierender Räucherstoff
verwendet. In Verbindung mit Zimt verleiht sie jeder Mischung
eine würzig-warme Note. Verwendet wird die getrocknete Blütenknospe,
die, wie alle anderen Stoffe auch, im Mörser fein pulverisiert
werden sollte.
Rosenblüten
Der Duft der Rose entfaltet sich besser im Rosenwasser und im
reinen Rosenöl. Aus diesem Grund beträufle ich die getrockneten
Rosenblüten immer mit ein bis zwei Tropfen Rosenöl (nur
naturreines Öl verwenden! Auch wenn es sehr kostspielig ist
- es zahlt sich aus!) Der Duft der Rose hat eine herzöffnende
und zarte Wirkung. In Verbindung mit Styrax ergibt sich eine warme,
sinnliche Duftwolke die nicht nur dich selbst schwach macht! Einer
meiner Lieblingsräucherstoffe!
Salbei
Der Salbei ist einer der am weitest verbreiteten Räucherpflanzen
überhaupt. Bei uns ist der "Salvia officinalis"
die am bekannteste Unterart. Er wirkt sehr reinigend und kann
auch alleine zum Ausräuchern von Räumen verwendet werden.
Salbei ist einer der wenigen Räucherstoffe, die auch ohne
Kohletabletten oder Kerzen verbrannt werden kann. Lege dazu einige
Salbeiblätter in ein feuerfestes Gefäß, zünde
die getrockneten Blätter an und blase vorsichtig, um einen
guten Funken zu entwickeln.
Sandelholz
Sandelholz wird in Splitter- oder Pulverform angeboten. Man unterscheidet
im Groben rotes, weißes und braunes Sandelholz, wobei letzteres
von höherer Qualität, aber auch teurer ist! Rotes Sandelholz
erhältst du meist in Holzsplittern - es raucht beim Verbrennen
manchmal sehr stark und daher bevorzuge ich die Pulverform. Es
verströmt einen warmen, würzigen Geruch und hat einen
entspannenden Effekt.
Styrax
Styrax wird in Form von Harzstückchen oder als Balsam angeboten.
Sein Duft ist von blumiger, süßer und balsamischer
Intensität und verbreitet eine verführerische, sinnliche
Atmosphäre. Durch seine dunkle, ja schwarze Farbe gibt er
der Räuchermischung auch ein interessantes Aussehen. Fügst
du noch ein paar Rosenblüten bei, hast du ein wunderschönes
Farbspiel zwischen Schwarz und Rot.
Weihrauch
Wahrscheinlich der Räucherstoff, um den sich die meisten
Geschichte und Legenden ranken. Schon die heiligen drei Könige
brachten dem Jesuskind Weihrauch als Geschenk mit und noch heute
wird er in Kirchen verräuchert. Ein sehr klärender Duft,
mit männlichem Aspekt. Um eine Räuchermischung mit männlicher
und weiblicher Energie zu imprägnieren, füge ich immer
ein bisschen Weihrauch und Myhrre hinzu, je nachdem, welche Aspektierung
ich der Mischung geben möchte.
Weihrauch kann auch eingenommen werden. Schlucke jeden Tag ein
Weihrauchkügelchen von guter Qualität, das ist nichts
anderes als die teuer angebotenen Weihrauchkapseln!
Zimt
Die getrocknete Rinde des Zimtbaumes gibt der Räuchermischung
ein warmes und entspannendes Aroma, das jedes Herz weit werden
lässt. Auch die Zimtblüte kann pulverisiert und verräuchert
werden. Du kannst auch herkömmliches Zimtpulver verwenden,
da das Zermörsern von Zimtrinde nicht so einfach ist. Solltest
du allerdings die Rinde vorziehen, achte darauf, sie wirklich
gut zu zerkleinern, denn sonst raucht sie sehr stark!
Eine einfache Räucherzeremonie
Dafür brauchst du:
Feuerfestes Räuchergefäß, gefüllt mir Sand,
Erde oder Salz.
Kohletabletten
Mörser
Einige Räucherstoffe
Nimm dir für die Räucherzeremonie Zeit - das braucht
sie auch. Ein Räucherstäbchen ist schnell entzündet
und braucht weder Zeit noch Aufmerksamkeit. Eine selbstgemachte
Räuchermischung und ihr Abbrennen sehr wohl.
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, auf gute Mischungen
zu stoßen. Du kannst die Zutaten nach einem Buch auswählen
oder nach ihrem Geruch im Rohzustand. Du zermörserst dir
einige Zutaten und legst ein Pulver nach dem anderen auf die Kohlen
und spürst, was der aromatische Duft für eine Wirkung
auf dich hat. Für diese kleine Zeremonie halten wir es so!
Beginne alle von dir ausgewählten Räucherzutaten zu
zermörsern. Hier gilt: Je kleiner, desto feiner verbrennt
die Mischung! Zuvor kannst du schon die Kohle entzünden,
am besten auf nur einer Seite. Eine große Tablette braucht
in der Regel 25 Minuten bis sie wirklich gut durchgeglüht
ist. Es ist wichtig, die Mischung nicht auf die sehr heiße
Kohle aufzulegen, so verbrennen die Stoffe viel zu schnell, rauchen
und verbreiten nicht ihr gesamtes Aroma und Heilpotential.
Betrachte jeden Stoff, bevor du ihn in den Mörser legst,
welchen Aspekt hat er, wie sieht er aus, wie riecht er im Rohzustand?
Bedanke dich bei der Pflanze, dass sie dir ihre heilenden Kräfte,
ihre Weisheit zur Verfügung stellt.
Arrangiere anschließend alle zermörserten Zutaten auf
ein hübsches Teller oder Tablett und betrachte deine bunte
Farbpalette... Lege nun eine Brise jeder Zutat auf und öffne
dich für ihren Duft. Atme ihn so tief ein, wie du möchtest
- lass dich von ihrem Duft tragen und spüre, was er mit deinem
Körper, deinem Geist, deinen Emotionen macht.
Wenn du alle Räucherstoffe durchprobiert hat, beginne, die
Stoffe miteinander zu kombinieren.
Räuchern ist ein kreativer Prozess. Auch wenn er mit dem
Wissen um die Stoffen, ihrer Geschichte und ihrer Wirkung zu tun
hat, so kennt er doch keine Grenze der Kreativität. So kann
deine Räucherzeremonie so lange dauern, bis du eine Mischung
gefunden hast, die dich auf allen Ebenen anspricht...sei offen
fürs Ausprobieren...der Rauch wird dich leiten!
In diesem Sinne viel Freude mit dem heiligen Rauch und genieße
seine Weisheit!
Blessed be!
Kommentierte Bibliographie
Calland, Marianne und Patrick: Weihrauch & Räucherwerk.
Windpferd: Aitrang 1992
Ein angenehmes Büchlein im Taschenbuchformat. Eignet sich
aufgrund seiner Größe gut für Reise und den alltäglichen
Gebrauch. Enthält Basisinformationen über das Räuchern
und Rezepte zum Selbermischen. Nichts Außergewöhnliches,
aber als Anfängerwerk bestens geeignet.
Corbin, Alain: Pesthauch und Blütenduft. Eine Geschichte
des Geruchs. Wagenbach: Berlin, 1984
Wissenschaftliche Abhandlung über die Geschichte des Geruchs
und des Geruchssinn. Im engeren Sinne hat das Buch wenig mit der
Kunst des Räucherns zu tun, bietet aber einen ausgezeichneten
Überblick. Corbin hat mit diesem Buch ein fundiertes Werk
über Geruch und seine Sozialgeschichte vorlegt. Für
meinen Geschmack ein immer noch unübertroffener Klassiker.
Cunningham, Scott: The complete book of incense, oils and brews.
Llewellyn: Minnesota, 1994
Umfangreiches Kompendium, vorallem der Teil über Öle
ist sehr empfehlenswert.
Fischer-Rizzi, Susanne: Botschaften an den Himmel. Anwendung,
Wirkung und Geschichte von duftendem Räucherwerk. Irisana:
Sulzberg 1996
Hardcover - Einband im A4-Format. Neben Rätsch mein favorisiertes
Werk. Seine ausgezeichnete Struktur erleichtertet den Überblick
über die Räucherrituale und -rezepte in den unterschiedlichen
Kulturen. Sehr schöne Aufmachung, ein Werk zum Weiterschenken
oder als besondere Schatz für das eigene Bücherregal.
Nicht ganz so fundiert wie Rätsch, vorallem der geschichtliche
Teil lässt profunde Informationen vermissen.
Rätsch, Christian: Räucherstoffe - der Atem des Drachen.
72 Pflanzenporträts - Ethnobotanik, Rituale und praktische
Anwendungen. AT-Verlag: Aarau, 1999
Meines Wissens nach das fundierteste Werk, das derzeit über
das Räuchern und seine Geschichte am Markt ist. Rätsch,
Ethnopharmakologe und Altamerikanist liefert einen kompletten
Überblick über die Geschichte des Räucherns und
Zubereitung und Gebrauch von Räuchermischungen. Er beschreibt
72 Räucherstoffe in beeindruckendem Umfang. Ein Buch, dass
sich mehr zum Lesen und Informieren eignet. Nicht unbedingt als
Anfängerwerk geeignet, es sei den, du willst der Sache wirklich
gleich auf den tiefsten Grund gehen...
Genauso wie Fischer-Rizzi nicht ganz billig, aber wunderschön
aufgemacht. Der Preis lohnt sich!
Wollner, Fred: Räucherwerk und Ritual: Die vergessene Kunst
des Räucherns. Buchverlag Fred Wollner: Kempten, 1994
Ein Buch mit vielen Rezepten. Weder besonders ausgiebig noch finden
sich spektakuläre Neuigkeiten darin. Eines der vielen Bücher
über das Räuchern, das man meiner Ansicht nicht unbedingt
haben muß.
Wollner, Fred: Duftender Rauch für die Seele: Vom praktischen
Umgang mit Räucherwerk. Goldmann: München, 1998
Wollner hat in diesem Buch sein Erstlingswerk neu aufbereitet.
Das ändert leider nichts an seiner Durchschnittlichkeit.
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